Daniela Vorbauer
Position: Head of IT Procurement
Unternehmen: Burda Procurement GmbH
Was hat Sie in den Einkauf geführt?
Über meine verschiedenen beruflichen Stationen in IT-Organisationen habe ich beide Seiten – die des Dienstleisters und die des Kunden – kennengelernt. Unter anderem die größte Freude hat mir dabei die direkte Interaktion mit den Geschäftspartnern bereitet. Als Fachbereichsleitung war ich aber nur bis zu einem gewissen Grad verantwortlich für die Verhandlungsgespräche. Den kommerziellen Part deckte der Einkauf weitgehend ab. Als IT-affine Person war es für mich damit naheliegend, genau dorthin zu wechseln, wo ich in der Beziehung Kunde-Lieferant auch den kommerziellen Aspekt intensiver in mein Kompetenzfeld aufnehmen konnte.
Als Führungskraft im Einkauf haben Sie sicherlich eine Vielzahl von Verantwortlichkeiten. Bitte beschreiben Sie uns Ihren Verantwortungsbereich oder Projekte, an denen Sie derzeit arbeiten.
Mein Team „IT Procurement“ für Hubert Burda Media besteht aus sechs Personen. Wir verstehen uns als Manager und Consultants für den Business Spend unserer internen Klienten. Dabei übernehmen wir unterschiedliche Rollen und Jobs als Saving-Creator, Guardian, Efficiency Provider, Market Expert und Connector. Neben dem strategischen Aspekt der Aussteuerung unserer IT-Categories Hardware, Software, IT-Dienstleistungen und Telekommunikation liegt unser Fokus auf Sourcing-Projekten.
Hubert Burda Media ist mit seinen unterschiedlichen Geschäftsmodellen sehr divers aufgestellt, daher haben wir ein sehr abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld. Meine Verantwortung ist dabei, Voraussetzungen zu schaffen, in deren Rahmen mein Team exzellente Leistung erbringen kann. Ich stehe den Kollegen als Sparringpartner sowie als Eskalationsinstanz zur Verfügung und habe den Anspruch, unsere Leistung immer wieder zu challengen. Teilweise bin ich auch bei Sourcing-Projekten direkt im Lead. So bin ich gerade dabei, eine komplexe Renewal-Verhandlung mit einem Software-„Monopolisten“ zu führen.
Darüber hinaus haben wir bei Burda Procurement ein Key Account Management-System eingeführt. Jeweils ein Kollege betreut einen oder mehrere unserer internen Klienten als zentraler Ansprechpartner Category-übergreifend. Dieses „KAM-System“ weiterzuentwickeln liegt beispielsweise bei mir.
Empowerment passiert durch Begegnungen. Gibt es bestimmte Vorbilder oder Inspirationsquellen, die Sie persönlich beeinflusst haben?
Ich hatte bei meinem ehemaligen Arbeitgeber eine Kollegin als Vorbild. Eine quirlige, äußerst authentische, empathische und gleichzeitig energische Führungskraft, die im Bereich IT Development erfolgreich agierte. Mit ihr habe ich mich in meiner ersten Führungsposition sehr oft ausgetauscht. Mittlerweile habe ich einen großartigen visionären Vorgesetzen, der mich schon seit langer Zeit inspiriert.
„Sie als Frau…“, war das bisher in Ihrer Karriere ein Thema?
Ehrlicherweise nein. Ich bin kein Fan von geschlechterspezifischen Unterschieden im Beruf und habe nie darüber nachgedacht, dass ich als Frau Nachteile haben könnte. Somit hatte ich für mein Empfinden auch keine Schwierigkeiten. Wenn man bestimmen Aspekten zu viel Bedeutung beimisst, legt man sich damit selbst Steine in den Weg. Leitsatz: „energy flows where attention goes“…
Welche Hürden und Herausforderungen sind Ihnen im Laufe Ihrer Karriere begegnet?
Die erste Hürde war herauszufinden, was ich wirklich tun möchte und worin ich gut sein kann. Als ich nach meinen ersten beiden Arbeitgebern in einer kommerziell verantwortlichen Position der IT ankam, war diese Hürde gemeistert: Hier hatte ich die Herausforderung, mir das ganze Know-how der IT aufzubauen, das bis heute für meinen Job nötig ist. Das gelang mir über ein Trainee-Programm und anschließend viel Training on the Job.
In meiner aktuellen Funktion blickte ich anfänglich auf einen IT-Einkauf, der einen nur sehr geringen Durchdringungsgrad bei den Unternehmen von Hubert Burda Media hatte. Es war die ersten Jahre daher mit sehr viel Aufwand verbunden, die autark agierenden Gesellschaften von unserem Mehrwert zu überzeugen. Durch konsequentes Stakeholder Management und einige Leuchtturmprojekte gelang es uns, Vertrauen aufzubauen, so dass die Kollegen nun von sich aus gerne auf uns zukommen und wir ein geschätzter Partner sind.
Welche Werte spielen in Ihrem Leben eine große Rolle?
Wertschätzung, Zuverlässigkeit und Gemeinschaft: Ich lege sehr viel Wert darauf, in einem wertschätzenden Umfeld zu arbeiten und habe auch schon einen Arbeitgeber verlassen, als dieses nicht mehr vorhanden war. Zuverlässigkeit ist für mich eine Grundlage für gegenseitigen Respekt und ich arbeite gerne im Team, also in der Gemeinschaft, mit Menschen, die sich auch gegenseitig unterhaken, um ambitionierte Ziele zu erreichen.
Was würden Sie sich in puncto Frauenförderung von Entscheidungsträgern und der Politik wünschen?
Mein Wunsch ist, mehr Entscheidungsträger ihre Familien so organisieren zu sehen, dass beide (Väter und Mütter) auf Teilzeitmodelle gehen und somit als Role Models dienen. Nur, wenn mehr Frauen in ihren Familien einfordern, gleichberechtigt ihren Beruf ausüben zu können und demzufolge mehr Männer – egal ob in Führung oder nicht – auf Teilzeit wechseln, dann werden mehr Teilzeitstellen generiert. Dies ermöglicht es Frauen, sich dauerhaft im Beruf verwirklichen zu können, statt sich – wie vielfach noch in den Köpfen vorhanden – zwischen Karriere und Kindern entscheiden zu müssen. Das erfordert aber ein Umdenken in der Gesellschaft, auch bei uns Frauen.
Wären mehr Führungspositionen in Teilzeit wünschenswert, um mehr Frauen auf C-Level im Einkauf zu haben?
Ja, definitiv, und nicht nur im Einkauf. Es ist erwiesen, dass divers aufgestellte Teams erfolgreicher sind. Das erstreckt sich nicht nur auf Teams, sondern auf das ganze Unternehmen und letztlich auf unsere Wirtschaft. Somit sollte jedes C-Level divers aufgestellt sein und eine höhere Frauenquote haben. Um dies langfristig zu erreichen, sind, wie schon erwähnt, mehr Teilzeitstellen in Führungspositionen nötig und es erfordert eine konsequente Umsetzung von Diversität zum Wohle des Unternehmens anstelle des oft vorhandenen persönlichen Machtstrebens nur zum persönlichen Wohle.
Was war bisher ihr größtes Abenteuer?
Da fällt mir spontan eine Reise auf die Philippinen ein: Wir waren dort, um das Tubbataha Reef zu betauchen. Ein wunderschönes, nur durch mehrere Schiffsstunden erreichbares Korallenriff, welches nur drei Monate pro Jahr besucht werden darf. Neben der atemberaubenden Unterwasserwelt bekam der Urlaub zusätzlich noch weitere unfreiwillig abenteuerliche Wendungen: Der Besuch bei unseren Freunden dort war für mich offenbar so erholsam, dass ich das Datum nicht genau verfolgte. Das fiel mir jedoch erst auf, als die nette Dame des Bodenpersonals vor dem Inlandsflug freundlich lächelnd meinte, „Your flight was yesterday!“ Das setze uns etwas unter Zeitdruck, da unser Tauchschiff somit am gleichen statt am nächsten Tag von einer anderen Insel ablegte und es keine Alternative dazu gab. Nach sieben Tagen auf dem Tauchschiff, fern von jeglichem Handyempfang, erfuhren wir schließlich bei der Ankunft in Manila vom Vulkanausbruch in Island – und dass unser Flug gestrichen war. Die Möglichkeit, einen Flug erst in zwei Wochen zu nehmen, war keine Option für uns. Glücklicherweise waren wir der Verantwortlichen unserer Airline vor Ort wohl so sympathisch, dass sie uns auf Stand-by hielt und am nächsten Morgen aus der unüberblickbar riesigen Menge an gestrandeten Touristen auswählte. Nach einem wilden Rennen durch den Flughafen ergatterten wir noch zwei Plätze im einzigen Flug des Tages zurück nach Europa.
Was planen Sie für das nächste Jahr?
Da mein Team die letzten beiden Jahre aus unterschiedlichen Gründen extreme Ressourcenengpässe abfedern musste, liegt nun für uns der Fokus darauf, die strategischen Themen wieder in Angriff zu nehmen. Mich treibt dabei gerade die Frage um, was ein IT-Einkauf braucht, um in fünf Jahren weiterhin erfolgreich zu sein. Dazu suche ich den Austausch mit anderen IT-Einkaufsverantwortlichen. Zudem habe ich mich gerade dazu entschieden, unser Burda Procurement Geschäftsleitungs-Gremium zu verstärken und somit auch über IT Procurement hinaus Verantwortung zu übernehmen.
Privat habe ich jüngst eine Weiterbildung zum systemischen Coach abgeschlossen und werde das mit einer zusätzlichen Ausbildung in den nächsten beiden Jahren ergänzen. Als Führungskraft auf Coaching-Kompetenzen zurückgreifen zu können, ist für mich sehr wertvoll; das kann ich nur empfehlen.
Zum Abschluss: Was würden Sie Frauen, die im Einkauf erfolgreich sein wollen, gerne mit auf den Weg geben?
Findet heraus, wo eure Leidenschaft liegt und worin ihr wirklich gut sein könnt. Bleibt euch selbst treu, bleibt authentisch und versucht nicht, männliche Verhaltensweisen zu imitieren. Sonst kann sich Diversität nicht voll entfalten. Lasst euch (von anderen und vor allem von euch selbst) nicht einreden, Ihr seiet zu jung, zu unerfahren, zu…, sondern entwickelt ein gutes Bauchgefühl, auf das ihr hört. Sucht euch ein passendes Role Model, eine:n Mentor:in und baut euch ein Netzwerk im Einkauf auf.
Kurzprofil:
Ich verantworte seit gut sechs Jahren den IT-Einkauf bei der Burda Procurement GmbH. Hierzu zählen sowohl die Planung, Koordination und Durchführung von Sourcing-Projekten als auch die strategische Aussteuerung der Categories IT-Dienstleistungen, Software, Hardware und Telekommunikation, sowie natürlich die Führung meines Teams von Procurement-Managern. Zuvor war ich 15 Jahre in verschiedenen Funktionen in der IT, jeweils an der Schnittstelle zwischen den fachlichen Anforderungen und der kaufmännischen Realisierung tätig.
Die Burda Procurement GmbH ist zuständig für die strategische und operative Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen für Hubert Burda Media, einer internationalen Tech und Media Company. Als Corporate-Einheit tragen wir Verantwortung für die Beschaffungsstrategien des Konzerns und verstehen Einkauf gleichzeitig als Unternehmen für Unternehmer. Unser Auftrag ist, unseren Klienten durch kluges Spend Management und Partnerschaften mit den richtigen Lieferanten zu nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen zu verhelfen.
Foto: Daniela Vorbauer
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Bei Fragen steht unsere Kollegin Lu-Sophie Höflein (lu-sophie.hoeflein@bme.de) gerne zur Verfügung.