Melanie Menrath

Im Zuge der BME-Porträtreihe „Leading Ladies in Procurement" gibt Melanie Menrath, Head of NPM Procurement bei Eppendorf SE, im folgenden Interview Einblicke in ihren Werdegang.
Veröffentlicht am 07.08.2023

Position: Head of NPM Procurement
Unternehmen: Eppendorf SE

Wie sind Sie dazu gekommen im Einkauf zu arbeiten?

Bei meiner Berufswahl stand von Anfang an fest, dass ich mir einen Job wünsche, bei dem ich im Team mit vielen verschiedenen Menschen arbeiten kann. Während meines ersten Jobs in einer kleinen Start-up-Abteilung im Unternehmen, habe ich als Projektleiterin schnell und eng mit dem Vertrieb zusammengearbeitet. Dabei habe ich das Potenzial in der Optimierung unserer Beschaffungsvorgänge für die Erhöhung unseres Gewinns erkannt. Ich begann Bedarfe zu bündeln, Preisverhandlungen zu führen, habe Fachmessen besucht und strategische Lieferanten aufgebaut. Es hat mir sehr viel Freude gemacht, mir ein eigenes Netzwerk in der Zusammenarbeit mit internen Stakeholdern und externen Partnern aufzubauen. Die Möglichkeit, einen relevanten Wertbeitrag zum Unternehmensergebnis zu leisten, hat mich dabei zusätzlich motiviert.

Als Führungskraft im Einkauf haben Sie sicherlich eine Vielzahl von Verantwortlichkeiten. Könnten Sie uns einen Einblick in Ihren Verantwortungsbereich geben und welche besonderen Aufgaben oder Projekte Sie derzeit bearbeiten?

Ich bin verantwortlich für ein 14-köpfiges Team, bestehend aus: Global Category Management & Purchasing & SAP Ariba Key User/Procurement Analyst. Ich gestalte die Entwicklung und Implementierung einer indirekten Beschaffungsorganisation (Zentraleinkauf) in Europa mit anschließender Potentialanalyse für den Rest der Welt aktuell mit. Hierfür habe ich im vergangenen Jahr ein neues Team aufgebaut. Wir erarbeiten uns gerade Grundlagen und Rahmenbedingungen (z.B. Prozesse und Tools), in der die neuen Rollen und Verantwortlichkeiten strukturiert umgesetzt werden, um erfolgreich arbeiten zu können. Es gibt darüber hinaus einiges in den Schnittstellen neu zu regeln, unter Einbindung unserer Stakeholder. Darüber hinaus haben wir im Mai ein eProcurement System eingeführt.

Empowerment passiert durch Begegnungen. Gibt es bestimmte Vorbilder oder Inspirationsquellen, die Sie persönlich beeinflusst haben?

Ich liebe Netzwerk- Veranstaltungen, gern gepaart mit spannendem Content und Teilnehmerkreis, um mir regelmäßig Inspirationen außerhalb meiner „Bubble“ zu holen. Dabei ergeben sich großartige neue Kontakte bzw. bestehende Kontakte kann ich vertiefen. Indem ich diese bei passender Aufgabe und Gelegenheit zusammenführe, entstehen Empowerment und Chancen. Gerade im Einkauf durfte ich in interdisziplinären Teams mit inspirierenden Menschen arbeiten. Dort habe ich meine Freiheit bekommen, eigene Dinge auszuprobieren. Mein größtes Vorbild war und ist heute immer noch meine Oma (heute 91 Jahre). Sie hat mich gelehrt, dass man nicht perfekt, sondern lieber selbstbewusst und authentisch sein sollte, um erfolgreich zu sein. Bei ihr haben Fleiß und Mut eine wichtige Rolle gespielt. Darüber hinaus bewundere ich sie für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement in sozialen Bereichen, wo sie sich selbstlos für andere Menschen eingesetzt hat. Zu guter Letzt inspirieren mich ihre eigene Zufriedenheit, Gelassenheit in turbulenten Zeiten und stets Freude zu finden, in dem, was man tut.. 

Sie als Frau…“, war das bisher in Ihrer Karriere ein Thema?

… sind blond und haben doch keine Ahnung.
… können als Mutter doch keinen Führungsjob machen.
Diese und etliche anderer dieser „Glaubenssätze“ habe ich in den meist von Männern dominierten Unternehmen leider oft als Vorurteil gehört.
Mein damaliger Chef hat mir in dem Zusammenhang folgenden Satz mitgegeben „Mel, das ist eine wunderbare Schule der Selbstbeherrschung.“
Und ich war sehr dankbar, dass ich auf meinem Weg auch viele männliche Vorbilder und Mentoren hatte, die mir geholfen haben, damit umzugehen.

Was müssten Ihrer Meinung nach Entscheidungsträger und Politik tun, damit es mehr weibliche Führungskräfte im Einkauf gibt?

Ein großer Punkt ist sicherlich immer noch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für viele. Daher wünsche ich mir grundsätzlich Chancengleichheit für alle Geschlechter. Angefangen von besseren Rahmenbedingungen, z.B. in Form von flexiblen Arbeitszeiten, Job-Sharing-Modellen und Equal Pay. Als Frau möchte ich wegen meiner guten Leistungen anerkannt, gefördert und mit den gleichen Chancen befördert werden, hier kann eine Frauen-Quote in Führungspositionen zu Beginn des Einstiegs helfen. Nicht zuletzt bedarf es mehr Sichtbarkeit von Frauen in ihren Fach- und Führungspositionen, die sich als Vorbild oder Mentorin für andere talentierte Frauen einsetzen und diese befähigen. 

Welche Werte spielen in Ihrem Leben eine große Rolle?

Familie, Wertschätzung, Vertrauen, Freiheit, Verantwortung, Loyalität.

Welche drei Eigenschaften beschreiben Sie am besten?

Kommunikativ, empathisch, unternehmerisch.

Sind Sie jemand, der mehr nach dem Kopf oder dem Gefühl entscheidet?

Ich analysiere rational und sachlich im Kopf, hinzukommen meine Erfahrung und Intuition, welche schließlich zur Entscheidung führen.

Was war Ihr bisher größtes Abenteuer?

Beruflich gesehen, definitiv meine „Führungsprobe“ im Rahmen des Auswahlprogramms „Führungskräfte der Zukunft“. Hier durfte ich in einem mir komplett fachfremden Bereich, mit komplett fremden Menschen und ohne Vorbereitung meine Führungskompetenz unter Beweis stellen. Dabei habe ich vier Wochen lang eine der größten Sparkassen-Filialen in ganz Deutschland erfolgreich geleitet. Das war ein Sprung ins kalte Wasser und ein unvergessliches Abenteuer.

Was planen Sie für das nächste Jahr?

Ich plane bei Eppendorf mit meinem Team den Roll-Out unserer neuen Einkaufs-Funktion in Europa. In unserer BME-Region Hamburg/Schleswig-Holstein möchte ich regelmäßige und spannende Veranstaltungen für Frauen organisieren sowie ein Mentoring-Programm anbieten.

Zum Abschluss: Gibt es noch etwas, das Sie unseren Lesern mitteilen möchten, insbesondere anderen Frauen, die im Einkauf erfolgreich sein wollen?

Baut euch früh euer eigenes Netzwerk mit diversen, inspirierenden Persönlichkeiten auf, die euch empowern. Sucht euch Mentoren*innen, die euch auf eurer Reise Mut machen, motivieren und unterstützen. Investiert in eure Bildung und euer Wissen, um ein gutes Fundament zu legen. Versucht nicht perfekt zu sein, seit authentisch. Habt Mut und lasst euch durch Rückschläge nicht von euerm Weg abhalten. 
Setzt euch ein Ziel, schafft mit dem dafür richtigen Partner, Arbeitgeber und Netzwerk die Rahmenbedingungen, Chancen zu ergreifen und Herausforderungen zu meistern.  Ich würde mir wünschen, zukünftig noch mehr Frauen auf einigen Netzwerk-Veranstaltungen anzutreffen.

Kurzprofil:

Melanie Menrath ist gebürtige Schwäbin und seit 2009 Wahl-Hamburgerin. Sie verfügt über 15 Jahre Erfahrung in verschiedenen Funktionen des Global Procurements und Global Supply Chain Managements bei internationalen Konzernen der Pharma-, Medizintechnik-, Finanzdienstleistungs- und der Life-Science-Branche. Neben einer erfolgreichen SAP-ERPEinführung, bei der sie als Teil-Projektleiterin für die europaweite Harmonisierung sowie Standardisierung des P2P-Prozesses verantwortlich war, hat sie ihre erste Führungsaufgabe im Anschluss an ihre Elternzeit im Job-Sharing- Modell gemeistert.
Unternehmen: Eppendorf ist ein international führendes Unternehmen der Life-Science-Branche und entwickelt, produziert und vertreibt Geräte, Verbrauchsmaterialien und Services für den Einsatz in Laboren auf der ganzen Welt. Position: Head of Non Production Material Procurement bei Eppendorf
+ BME Region Hamburg/Schleswig-Holstein: stellvertretende Vorstandsvorsitzende und ist insbesondere Ansprechpartnerin für das Thema „Frauen im Einkauf“.

Foto: Melanie Menrath

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Bei Fragen steht unsere Kollegin Lu-Sophie Höflein (lu-sophie.hoeflein@bme.de) gerne zur Verfügung.