Patrizia Hopf

Im Zuge der BME-Porträtreihe „Leading Ladies in Procurement" gibt Patrizia Hopf, Leiterin Einkauf bei LAKAL GmbH, im folgenden Interview Einblicke in ihren Werdegang.
Veröffentlicht am 07.08.2023

Position: Leiterin Einkauf
Unternehmen: LAKAL GmbH

Was hat Sie in den Einkauf geführt?

Meine kaufmännische Ausbildung habe ich in einer Export-Firma im Saarland gemacht, die nur 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatte. Somit habe ich in der zweijährigen Ausbildung einen sehr großen Anteil Einkaufstätigkeiten gehabt und gleich gemerkt, dass mir das sehr viel Spaß macht. Ich kann auch gut mit Kunden umgehen, aber alles rund um den Einkauf, Artikel und Lieferanten ist genau meine Welt.

Als Führungskraft im Einkauf haben Sie sicherlich eine Vielzahl von Verantwortlichkeiten. Könnten Sie uns einen Einblick in Ihren Verantwortungsbereich geben und welche besonderen Aufgaben oder Projekte Sie derzeit bearbeiten?

Seit knapp vier Jahren bin ich nun bei LAKAL und die Hauptaufgabe zu Beginn war es, gemeinsam mit dem Team, die Prozesse zu optimieren und dem Einkauf wieder eine Struktur zu geben. Das führte dazu, dass der operative Einkauf nicht nur reibungsloser lief, sondern dann auch Platz und Raum für strategischen Einkauf geschaffen wurde. Wir haben auch die bisher getrennten Bereiche Disposition und Einkauf wieder zusammengeführt und somit das Verständnis bei den Mitarbeiterinnen für die ausgelösten Bestellungen geschaffen. Jede Einkäuferin bearbeitet den Bestellprozess nun von Anfang bis Ende, also von der Auslösung der Bestellung bis hin zur Rechnungskontrolle. Als Führungskraft ist es meine Aufgabe für die Balance im Team zu sorgen, keine Mitarbeiterin zu über- aber auch nicht zu unterfordern. Jede Mitarbeiterin hat eine eigene Art zu arbeiten und ich sorge dafür, dass es gut läuft und alle Hand in Hand arbeiten – was sie auch gerne tun.

Empowerment passiert durch Begegnungen. Gibt es bestimmte Vorbilder oder Inspirationsquellen, die Sie persönlich beeinflusst haben?

Ich bewundere generell starke, selbstbewusste Frauen, egal ob in der Wirtschaft, Politik oder im Sport. Vorbilder direkt im Einkauf gibt es für mich nicht, aber mir war schon immer wichtig, dass ich meinen Weg gehen werde. Ich bin glücklicherweise mit genügend Selbstbewusstsein ausgestattet, auch bei Rückschlägen immer wieder aufzustehen und weiterzugehen. Eines meiner Mottos ist: aus Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, kannst du etwas Schönes bauen.

. Sie als Frau…“, war das bisher in Ihrer Karriere ein Thema?

Erfreulicherweise hatte ich in meinem beruflichen Leben bisher immer mit Vorgesetzten zu tun, die mich gefordert und gefördert haben. Natürlich muss man sich als Frau mehr durchsetzen und zeigen, dass man was erreichen  und vorankommen will. Es gab früher Phasen, da haben mich neue Lieferanten von oben bis unten erst mal „abgecheckt“, sodass mir schon auf der Zunge lag, ob ihnen denn gefällt, was sie sehen und wir dann nun zum Geschäftlichen kommen könnten, aber das habe ich mir dann verkniffen. Ich habe es oft als Vorteil gesehen, dass man mich unterschätzt hat und dann eher positiv überrascht war, dass ich wohl doch Ahnung habe, von dem was ich so tue und sage.

Was müssten Ihrer Meinung nach Entscheidungsträger und Politik tun, damit es mehr weibliche Führungskräfte im Einkauf gibt?

Wir brauchen definitiv mehr Möglichkeiten Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Viele Frauen wollen nach der Geburt schnell wieder in den Job, aber es mangelt dann an Betreuungsplätzen. Auch flexible Arbeitszeiten, mobiles Arbeiten und Teilzeitmodelle müssen mehr angeboten werden. Es muss in die Köpfe der Entscheidungsträger, dass es wichtig ist, dass in Führungsteams alle Geschlechter vertreten sind. Eine Frau hat oftmals eine andere Sichtweise als ein Mann und das kann dann auch zu interessanten Diskussionen führen.

Welche Werte spielen in Ihrem Leben eine große Rolle?

Für mich sind Ehrlichkeit und Transparenz die entscheidenden Schlüsselkompetenzen. Dann nur, wer zu sich und zu seinem Gegenüber ehrlich ist, kann vorankommen. In der Zusammenarbeit mit meinem Team ist mir Transparenz ganz wichtig. Informationen müssen fließen und nur, wer informiert ist, versteht auch Entscheidungen.

Welche drei Eigenschafen beschreiben Sie am besten?

Das ist relativ einfach: zielstrebig, empathisch und humorvoll.

Sind Sie jemand, der mehr nach dem Kopf oder dem Gefühl entscheidet?

Früher war es viel mehr nach Gefühl, aber mit zunehmendem Alter wird der Kopf immer wichtiger und der Erfahrungsschatz größer. Ich höre schon noch auf meinen Bauch, aber bin nicht mehr so impulsiv wie früher.

Was war Ihr bisher größtes Abenteuer?

Beruflich war mein größtes Abenteuer nach 26 Jahren Einkauf im Großhandel im Jahr 2019 zum Hersteller LAKAL zu wechseln. Bei meiner letzten Wirkungsstätte (Getränkefachgroßhandel) habe ich mich von der Assistentin der Einkaufsleitung bis hin zur Bereichsleiterin Einkauf mit Prokura hochgearbeitet. Das war mein erklärtes Karriereziel. Nach 16 Jahren habe ich das Unternehmen verlassen und nun bei LAKAL eine neue Heimat und neue Herausforderung in einer gänzlich anderen Branche gefunden. Interessant ist, dass ich die Fachbegriffe nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Französisch lernen musste. Also gleich ein mehrfaches Abenteuer: Wechsel vom Handel in die Industrie, neue Branche und sprachliche Herausforderung.

Was planen Sie für das nächste Jahr?

Wir werden uns im Einkauf neuen strategischen Themen widmen, die auch den Mitarbeiterinnen viel Spaß machen, da es abwechslungsreich ist, man Erfolgserlebnisse hat und man sieht, dass man etwas bewegen kann und nicht nur das operative Tagesgeschäft bewältigt. Auf jeden Fall werden wir das Thema Multi-Sourcing weiter vorantreiben und uns aktiv um das Bestandsmanagement kümmern.

Zum Abschluss: Gibt es noch etwas, das Sie unseren Lesern mitteilen möchten, insbesondere anderen Frauen, die im Einkauf erfolgreich sein wollen?

Gerne: geht euren Weg und lasst euch von niemanden sagen, dass ihr es nicht könnt. Man braucht Ziele im Leben und meines war, auch ohne Studium eine Führungspersönlichkeit zu werden, die von ihrem beruflichen Umfeld geschätzt wird. Das habe ich geschafft und es zeigt nur, dass ich dran geblieben bin…das kann jede(r) erreichen mit entsprechendem Durchhaltevermögen.

Kurzprofil:
 

Ich bin gelernte Kauffrau im Groß- und Außenhandel, seit 30 Jahren im Einkauf in verschiedenen Unternehmen unterwegs und leite in meiner aktuellen Position den Einkauf mit einem Team von fünf Mitarbeiterinnen. LAKAL ist ein mittelständisches Unternehmen mit 320 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Saarland, nahe der französischen Grenze, und Hersteller von Rollladen, Rolltoren, Raffstores und Insektenschutz. Wir sind gerade in der Transformation von einem Handwerksbetrieb zum Industriebetrieb, was auch für den Einkauf spannende Themen mit sich bringt.

Foto: Patrizia Hopf

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Bei Fragen steht unsere Kollegin Lu-Sophie Höflein (lu-sophie.hoeflein@bme.de) gerne zur Verfügung.