Sonja Hackethal

Im Zuge der BME-Portraitreihe „Leading Ladies in Procurement" gibt Sonja Hackethal, Head of Procurement Steering bei der Commerzbank AG, im Interview Einblicke in ihren Werdegang.
Veröffentlicht am 07.08.2023

Position: Head of Procurement Steering
Unternehmen: Commerzbank AG

Was hat Sie in den Einkauf geführt?

Nach meinem Studium habe ich in einer globalen Unternehmensberatung begonnen und dort die Breite an Projektthemen und guten Entwicklungsmöglichkeiten sehr geschätzt. Für ein Kundenprojekt landete ich dann im Einkauf. Das hat mir von Anfang an viel Spaß gemacht, denn die Beschaffung hat Berührungspunkte in sämtliche Bereiche innerhalb eines Unternehmens und nach außen zum Anbietermarkt. Über viele Jahre habe ich Einkaufsabteilungen von Unternehmen aus verschiedensten Branchen und deren Beschaffungsprozesse in allen Facetten kennengelernt und meinen Beitrag zur Transformation geleistet.

Als Führungskraft im Einkauf haben Sie sicherlich eine Vielzahl von Verantwortlichkeiten. Bitte beschreiben Sie uns Ihren Verantwortungsbereich oder Projekte, an denen Sie derzeit arbeiten.

Zur Commerzbank gekommen bin ich vor elf Jahren. Damals blickte ich auf fünfzehn Jahre Beratung mit internationalen Projekten zurück. Als Mutter von vier kleinen Kindern wollte ich aber weniger unterwegs sein. Seitdem arbeite ich mit Begeisterung im Corporate Procurement der Commerzbank als Führungskraft. Aktuell bin ich verantwortlich für Projekte zur Optimierung der Einkaufsleistung, zur weiteren Digitalisierung der Beschaffungsprozesse, Einhaltung der Regulatorik sowie Steigerung der Nachhaltigkeit, eingebettet in den ESG-Rahmen. Mein Ziel ist dabei immer, den Mehrwert für die Bank zu erhöhen. Um uns im Einkauf zukunftsfähig aufzustellen, habe ich einen weiteren Schwerpunkt auf die Nachwuchsarbeit gelegt. Zuvor hatte ich die Verantwortung für ein Team, welches strategische Beschaffungsprojekte in den Categories Marktdaten, Logistik, Mobility und Real Estate durchführt.

Empowerment passiert durch Begegnungen. Gibt es bestimmte Vorbilder oder Inspirationsquellen, die Sie persönlich beeinflusst haben?

Vorbilder waren für mich immer wichtig, weil motivierend und inspirierend zugleich. Gerade in meiner Anfangszeit gab es hierzulande nur wenige Frauen in Top-Positionen. Ganz bewusst habe ich aus diesem Grund internationale und divers aufgestellte Projekte und Teams gesucht. Mittlerweile sind in meinem Umfeld Frauen in Führungspositionen deutlich präsenter, aber es gibt noch Luft nach oben.

„Sie als Frau…“, war das bisher in Ihrer Karriere ein Thema?

Mir persönlich wurde das so deutlich nicht gesagt. Gespürt habe ich die Herausforderung, als unsere Kinder kamen. Hier hatte ich zuweilen das Gefühl, meine Familie möglichst unbemerkt im Hintergrund managen zu müssen, um im Job als voll einsatzbereit zu gelten. Heute ist das aber nicht mehr so, es herrscht viel mehr Bewusstsein und Offenheit, dass jeder Kollege und jede Kollegin auch ein Privatleben haben.

Welche Hürden und Herausforderungen sind Ihnen im Laufe Ihrer Karriere begegnet?

Über einen langen Zeitraum meiner Karriere war Präsenz ein Muss und Arbeitsstunden in der Frühe und am Abend waren gang und gäbe. Inzwischen, auch bedingt durch die Pandemie, hat ein Umdenken stattgefunden, welches ich sehr begrüße. Die Flexibilität ist dadurch sehr viel größer geworden. Bei Frauen und Männern ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie leichter geworden, da bei allen das Verständnis gewachsen ist, wie herausfordernd das Management von Arbeits- und Familienalltag zuweilen sein kann.

Welche Werte spielen in Ihrem Leben eine große Rolle?

Verantwortung, Verlässlichkeit und Aufgeschlossenheit.

Was würden Sie sich in puncto Frauenförderung von Entscheidungsträgern und der Politik wünschen?

Die Politik hat in den letzten zwei Jahrzehnten die Rahmenbedingungen für Familien und Frauen deutlich verbessert. Auch auf Unternehmensebene ist viel passiert. Mittlerweile gibt es vielfältige Möglichkeiten und jetzt heißt es dranbleiben und die Chancen für sich zu nutzen.

Wären mehr Führungspositionen in Teilzeit wünschenswert, um mehr Frauen auf C-Level im Einkauf zu haben?

Führungspositionen in Teilzeit oder über Jobsharing sind möglich und eine gute Sache. Ich selbst arbeite seit einigen Jahren 80 Prozent, verteilt auf alle fünf Arbeitstage. Wenn sich Teilzeitmodelle weiter etablieren, sind sie vielleicht auch irgendwann auf C-Level denkbar. 

Was war bisher ihr größtes Abenteuer?

Ich reise sehr gerne. Richtig abenteuerlich ging es auf längeren Afrika-Reisen zu. Beruflich suche ich stetig nach neuen Lernfeldern, damit es spannend bleibt.

Was planen Sie für das nächste Jahr?

Wir haben unseren Einkaufsbereich vor einigen Monaten umorganisiert. Mit meinem neuen breit aufgestellten Team werde ich die weitere Transformation aktiv gestalten, damit sie gut gelingt und wir alle mitnehmen auf dem Weg zum smarten Einkauf. Mein Fokus wird hierbei noch stärker auf Leadership und Potenzialentwicklung liegen.

Zum Abschluss: Was würden Sie Frauen, die im Einkauf erfolgreich sein wollen, gerne mit auf den Weg geben?

Mutig sein und sich mehr zutrauen. Ihren Beitrag sichtbar leisten und aktiv die nächsten Karriereschritte einfordern. Sich anbieten für neue Aufgaben, dabei nicht nur im Einkauf verbleiben, sondern im Unternehmen auch in andere Bereiche hineinschnuppern und dann mit neuen Fähigkeiten und einem erweiterten Netzwerk wieder zurückkommen, idealerweise auf der nächsten Karrierestufe.

Kurzprofil:
Ich leite als Head of Procurement Steering ein Expertenteam von zweiundzwanzig Köpfen mit den Schwerpunkten Procurement Governance & Performance, Lieferanten- und Risikomanagement, Nachhaltigkeit in der Lieferkette und Digital Procurement. Die Commerzbank ist die führende Bank für den deutschen Mittelstand und Partnerin von knapp elf Millionen Privat- und Unternehmerkundinnen und -kunden in Deutschland mit einem kundenfokussierten Portfolio an Finanzdienstleistungen.

Foto: Sonja Hackethal

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Bei Fragen steht unsere Kollegin Lu-Sophie Höflein (lu-sophie.hoeflein@bme.de) gerne zur Verfügung.