Stefanie Wicklein
Position: Leitung Strategischer Einkauf Advanced Therapies
Unternehmen: Siemens Healthineers AG
Was hat Sie in den Einkauf geführt?
Ich habe 2005 bei Siemens im Rahmen eines Management-Traineeprogramms angefangen und hatte während des Programms drei verschiedene Funktionen, durfte aber auch unterschiedliche Standorte und Länder kennenlernen. Danach habe ich zuerst als interne Beraterin gearbeitet und bin als Projektleiterin für Großanlagen tätig gewesen. Die damalige Leiterin des Projekteinkaufs hatte mich als ihre Nachfolgerin vorgeschlagen; so kam es, dass mich der damalige Einkaufsleiter des Segments angesprochen hat, ob ich nicht gerne den Projekteinkauf übernehmen möchte. Da ich als Projektleiterin viel mit dem Einkauf zu tun hatte, hat mich die neue Herausforderung sehr interessiert und ich habe den Job übernommen. Lustigerweise hatte ich meine Vorgängerin über ein internes Frauennetzwerk näher kennengelernt, das damals gerade im Entstehen war.
Als Führungskraft im Einkauf haben Sie sicherlich eine Vielzahl von Verantwortlichkeiten. Bitte beschreiben Sie uns Ihren Verantwortungsbereich oder Projekte, an denen Sie derzeit arbeiten.
Ich leite den Strategischen Einkauf der Business Area „Advanced Therapies“ weltweit. Advanced Therapies entwickelt, produziert und vertreibt Angiographieanlagen für die Bildgebung von (Blut-)Gefäßen und mobile C-Bögen (also Geräte zur intraoperativen Bildgebung) für Röntgenaufnahmen im OP. Aktuell beschäftigt uns die Transformation vom Krisenmanagement zurück zur vollen Bandbreite des Strategischen Einkaufs und der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen entlang der kompletten Supply Chain.
Empowerment passiert durch Begegnungen. Gibt es bestimmte Vorbilder oder Inspirationsquellen, die Sie persönlich beeinflusst haben?
Im Gymnasium hatte ich eine beeindruckende Mathematiklehrerin, die ich auch im Mathe-Leistungskurs bis zum Abitur hatte. Sie war eine kluge Frau, hatte eine ehrliche und direkte Art zu kommunizieren, keine Angst vor Konflikten, und sie hat den Schülerinnen und Schülern das Gefühl gegeben, dass wir alles schaffen können, wenn wir möchten.
„Sie als Frau…“, war das bisher in Ihrer Karriere ein Thema?
In meinen fast 20 Jahren Arbeitsleben hatte ich das große Glück, bisher viele sehr gute Chefinnen und Chefs sowie großartige Kolleginnen und Kollegen gehabt zu haben. Aber natürlich gab es schon mal Kommentare, die ich aber wieder vergessen habe.
Welche Hürden und Herausforderungen sind Ihnen im Laufe Ihrer Karriere begegnet?
Die größte Herausforderung in meinem Arbeitsleben war bisher die Pandemiezeit. Meine Kinder waren zu Beginn vier und sechs Jahre alt, also eigentlich im Kindergarten und in der ersten Klasse der Grundschule, bis wir plötzlich von heute auf morgen alle zusammen den ganzen Tag zu Hause verbrachten. Parallel dazu war das Pandemieleben im Einkauf eine riesig große Herausforderung, ich hing gefühlt monatelang von morgens bis abends in Eskalationsmeetings, um Produktionsstillstände zu vermeiden. Dies zu jonglieren war immens und ich weiß ehrlich gesagt bis heute nicht, wie wir das eigentlich geschafft haben. Da passt die Redensart „man wächst mit seinen Aufgaben“ sehr gut.
Welche Werte spielen in Ihrem Leben eine große Rolle?
Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und Empathie.
Was würden Sie sich in puncto Frauenförderung von Entscheidungsträgern und der Politik wünschen?
Eine flächendeckende Kinderbetreuung mit vernünftiger Qualität und adäquaten Zeiten wäre schon mal ein guter Anfang. Ich wünsche mir ein Bildungssystem, in dem alle Schülerinnen und Schüler die gleichen Chancen haben, unabhängig von dem Aufwand, den jede Familie selbst noch zusätzlich einsetzt. In den Firmen sind viele bereits auf dem richtigen Weg, die richtigen Stellschrauben in Sachen Frauenförderung zu drehen. Ich sehe seit vielen Jahren bereits unterschiedliche „Fraueninitiativen“ in den Unternehmen, die mit der Unternehmensleitung über wichtige Themen aktiv diskutieren und kontinuierlich Schritte in die richtige Richtung umsetzen.
Wären mehr Führungspositionen in Teilzeit wünschenswert, um mehr Frauen auf C-Level im Einkauf zu haben?
Ich bin nach der Geburt meines ersten Kindes zuerst in Teilzeit auf meine Führungsposition zurückgekehrt, was sehr gut funktioniert hat. Von daher weiß ich, dass Führungspositionen in Teilzeit machbar sind und ich bin auch davon überzeugt, dass viele Managerinnen und Manager dies in ihren Organisationen möglich machen würden. Alle, die gerne eine Führungsposition in Teilzeit ausüben möchten, sollten dies offen und ehrlich ansprechen. Ich bin mir sicher, dass es viele gute Beispiele gibt und geben wird. Wenn wir dann noch mehr über diese guten und funktionierenden Beispiele erzählen, sind wir auf dem richtigen Weg.
Was war bisher ihr größtes Abenteuer?
Bevor meine Tochter in die Schule kam, haben wir als Familie knapp einen Monat in Südafrika verbracht. Das Land, die Natur und die Erlebnisse haben uns sehr fasziniert und waren für uns alle eine große Bereicherung.
Was planen Sie für das nächste Jahr?
Ich habe immer viele Ideen, sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld. Privat sind mir schöne Erlebnisse mit der Familie sehr wichtig, das können längere Urlaube sein oder auch aufregende Wochenenden. Wir haben gerade letztes Wochenende eine ganz tolle Hüttentour mit Freunden und den Kindern durch die Alpen gemacht, so etwas möchte ich auf jeden Fall nächstes Jahr wiederholen.
Zum Abschluss: Was würden Sie Frauen, die im Einkauf erfolgreich sein wollen, gerne mit auf den Weg geben?
Bleibt so wie ihr seid – niemand muss sich verstellen, weder Männer noch Frauen. Wenn jeder mit Leidenschaft seinen Job ausübt und das noch authentisch und mit Herz und Verstand, dann kommt der Erfolg von alleine. Zusätzlich eine ehrliche Kommunikation mit dem Chef oder der Chefin pflegen und eigene Wünsche offen ansprechen, dann kann man viel gemeinsam erreichen.
Kurzprofil:
Ich leite den Strategischen Einkauf bei Advanced Therapies, eine Business Unit der Siemens Healthineers AG in Erlangen. Bevor ich zu Siemens Healthineers kam, habe ich viele Jahre in anderen Einheiten in unterschiedlichen Ländern und Funktionen gearbeitet. Siemens Healthineers AG leistet als medizintechnisches Unternehmen Pioneerarbeit im Gesundheitswesen zum Beispiel mittels KI-gestützten Anwendungen und digitalen Angeboten im Bereich der In-Vitro und In-Vivo-Diagnostik, der bildgestützten Therapie und der innovativen Krebsbehandlung.
Foto: Stefanie Wicklein
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