Einkauf als Feld akademischer Ausbildung
„Richtig gute Einkäufer sind nicht in der Anzahl am Markt verfügbar, in der sie gebraucht werden.“ Mit diesen Worten beschrieb Dr. Ulrich Piepel, ehemaliger Manager verschiedener internationaler Konzerne im Bereich Logistik, Supply Chain und Einkauf, im Jahr 2014 die Marktlage für qualifiziertes Fachpersonal im Bereich Einkauf. Dass diese Einschätzung noch immer aktuell ist, zeigt eine Umfrage des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) aus dem Jahr 2021, wonach 66% der befragten Unternehmen angaben, Probleme bei der Besetzung von Fachpersonal-Positionen im Bereich Einkauf zu haben.
Eine entscheidende Rolle für die langfristige Lösung dieses Problems nimmt dabei die akademische Ausbildung von qualifizierten Nachwuchskräften ein, denn die Anforderungen des Berufsfeldes nehmen zu. Um die Möglichkeiten der akademischen Ausbildung mit den aktuellen Interessen der Studierenden vergleichen zu können, wurde an der Hochschule München eine Analyse des Status Quos der einkaufsbezogenen Studieninhalte in Deutschland durchgeführt. An der Befragung beteiligten sich insgesamt 71 Personen von 16 Hochschulen und drei Universitäten aus ganz Deutschland.
Ergebnisse der Umfrage: Einkauf unterrepräsentiert
Wie wird mit dem Fachkräftemangel im Einkauf im akademischen Umfeld umgegangen? Betrachtet man die Ergebnisse der durchgeführten Analyse wird deutlich, dass das Themengebiet Einkauf/Beschaffung/Supply Chain Management im Bereich der Betriebswirtschaftslehre deutlich unterrepräsentiert ist. Gerade einmal sechs Bachelor- und 27 Master-Studiengänge von über 1.600 gelisteten betriebswirtschaftlichen Studiengängen haben einen spezifischen Fokus auf Einkauf ODER Supply Chain Management. Das entspricht einem Anteil von 2,04% über alle betriebswirtschaftlichen Studiengänge hinweg (0,70% Anteil Bachelor & 3,63% Anteil Master). Bei über 72% der Befragten wurde im Grundstudium nur ein einkaufsbezogenes Studienmodul angeboten. Gewichtet ist der Anteil mit gut 5,5 von 120 der europaweit normierten „Credit Points“ (ECTS) im Grundstudium gering. (<5%).
Das wirft die Frage auf, ob so die Vielfalt des Einkaufs überhaupt vermittelt werden kann. 73% der Studierenden gaben an, dass das Studium keinen Einfluss auf ihr Interesse am Einkauf genommen hat. Zudem war es für ein Drittel der Studierenden nicht möglich, im weiteren Verlauf ihres Studiums einen Einkaufs-/Beschaffungs-/SCM-Schwerpunkt zu belegen. Dies zeigt, dass der Einkauf im Vergleich zu etablierten betriebswirtschaftlichen Teilbereichen wie Personalwesen oder Marketing einen schweren Stand unter Studierenden hat.
Ein weiteres Ergebnis der Umfrage ist, dass etwa 79% der Studierenden keine Karriere- und Berufsmöglichkeiten im Einkaufs-/Beschaffungs-/SCM-Umfeld aufgezeigt wurden, wodurch der Bedarf an qualifizierten Fachkräften in diesem Bereich nicht hervorgehoben wurde. Doch genau diese Tatsache sahen viele Studierende als wichtig an, um sich eine Zukunft in diesem Bereich vorstellen zu können.
Handlungsempfehlungen: Wahrnehmung des Einkaufs im Studium stärken
Durch frühzeitige gezielte Einflussnahme im Studium und umfangreiches Aufzeigen von Berufs- und Karrieremöglichkeiten kann das Interesse von Studierenden für das Thema Einkauf und Beschaffung geweckt und intensiviert werden. Deutlich zu erkennen war, dass das Grundstudium dabei eine wichtige Basis für künftige Entscheidungen spielt (z.B. für die Schwerpunktwahl). Praxis- & Gastvorträge von Branchenexperten und Einkäufern, die Präsentation von realen Fallstudien, Aufklärung über Berufs- & Karrieremöglichkeiten und die Schaffung von dualen Studienangeboten können dazu beitragen, das Bewusstsein für die Vielfältigkeit und Relevanz des Einkaufs zu schärfen. In ähnlicher Weise sind studentische Jobangebote und Praktika im Bereich des Einkaufs ein wirksames Mittel, um Studierende schon frühzeitig mit den Chancen dieses Berufsfeldes vertraut zu machen. Weckt man so das Interesse der Studierenden, sind diese auch bereit, das Thema weiter zu vertiefen. Daher gilt es für Unternehmen im Recruitingprozess, Studierende möglichst früh an den Einkauf heranzuführen, um so auf die Vielfältigkeit dieses Tätigkeitsbereichs aufmerksam zu machen.
Die Präsenz der Studienangebote zu erhöhen kann eine weitere Maßnahme sein, mehr Studierende zu einem Einkaufs- oder Beschaffungsmaster zu bewegen und so geeignetes Personal auszubilden, da sich gezeigt hat, dass bisherige Angebote regional stark auf den süddeutschen Raum konzentriert sind. Generell gilt es, die Wahrnehmung des Einkaufs im Studium zu erhöhen. Dieser Schritt trägt nicht nur zur langfristigen Überwindung des Fachkräftemangels bei, sondern liefert auch einen zentralen Beitrag zur Weiterentwicklung des Einkaufsberufs. Nur mit einer soliden Basis in der akademischen Ausbildung können zukünftige Einkaufsprofis die komplexen Anforderungen globalisierter Märkte erfolgreich bewältigen und den Einkauf als strategische Wertschöpfungskomponente im Unternehmen weiter etablieren.
Die Studie wurden im Rahmen des Moduls „Führung im Einkauf“ bei Prof. Dr. Florian C. Kleemann im Master-Studiengang „Digital Sustainable Procurement & Supply Management“ erhoben. (Gabriela Matic | Thomas Völk | Daniel Beck)
Die Informationsveranstaltung für dieses Studienangebot findet übrigens am 11. April 2024 statt – geben Sie dies gerne an Interessierte weiter.
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Bildquelle: Pixabay
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