Erfolgsfaktoren einer guten Führungskraft
Frau Gerlach, Sie arbeiten erst seit kurzem bei Würth Elektronik in Waldenburg. Können Sie uns Ihren Karriereweg kurz vorstellen?
Schon während meines Studiums „Management und Beschaffungswirtschaft“ konnte ich durch Praktika und Werkstudententätigkeiten bei der Audi AG und der Bausparkasse Schwäbisch Hall in den Einkaufsabteilungen erste Erfahrungen sammeln. Nach Abschluss meines Studiums entschloss ich mich noch für 1,5 Jahre bei Tsetinis Consulting in der Einkaufsberatung weiterführende Erfahrungen zu sammeln. Da mir die direkte Tätigkeit im Einkauf jedoch noch mehr zusagt, bin ich seit September 2020 im IT-Einkauf der Würth Elektronik tätig.
Was ist Führung im Einkauf und was macht für Sie gute Führung aus?
Führung ist für mich einer der wichtigsten Punkte im Arbeitsverhältnis. Gute Führung bedeutet eine transparente Arbeitsweise und offene Kommunikation sowie die Wertschätzung der jeweiligen Arbeit. Wichtig ist auch, dass positives und negatives Feedback gegeben werden. Die Möglichkeit von persönlicher und fachlicher Weiterentwicklung durch Schulungen und Seminare ist zudem ein weiterer wichtiger Faktor. Neben der Wertschätzung und offenen Kommunikation ist die hohe Fachkompetenz ebenfalls ein wichtiger Aspekt, der das Vertrauen in die Führungskraft stärkt.
Wie viele Führungskräfte hatten Sie bereits und wie alt waren diese?
Ich hatte bereits vier Führungskräfte, drei davon waren um die 50 Jahre alt. Meine aktuelle Führungskraft ist circa 30 Jahre alt.
Wie haben Sie ihr erstes Vorstellungsgespräch in Erinnerung? Gibt es vielleicht etwas, was Sie aus heutiger Sicht anders machen würden?
Mein erstes Vorstellungsgespräch, für mein Praxissemester, habe ich tatsächlich sehr schlecht in Erinnerung. Es war geprägt von Stressfragen, wobei keinerlei persönliche Fragen gestellt wurden. Der damalige Chef ist sehr kalt, unpersönlich und dominant aufgetreten. Da es mein erstes Vorstellungsgespräch war, war ich natürlich sehr nervös und wusste auch nicht genau wie ich mit der Situation gut umgehen sollte. Im Nachhinein hätte ich am Ende des Gespräches wahrscheinlich noch etwas zu der Teamstruktur und der Arbeitsatmosphäre fragen sollen. Außerdem hätte ich auch etwas selbstbewusster auftreten können, da ich für die damalige Stelle fachlich sehr gut geeignet war.
Was sind die Erfolgsfaktoren einer guten Führungskraft? Können Sie ein Beispiel nennen, in denen Sie sie erlebt haben?
Für mich sind die wesentlichen Erfolgsfaktoren einer guten Führungskraft, dass sie jederzeit klare Anweisungen und Ansprachen gibt, um Missverständnisse und Unsicherheiten zu vermeiden. Hierbei sollte sie jederzeit mit allen Mitarbeitern respektvoll umgehen und deren Leistungen und Engagement auch anerkennen. Kritik und Feedback in einem angemessenen Rahmen und klar formuliert gehören ebenfalls dazu. Hierbei empfiehlt sich jedoch ein Gespräch in einem diskreten Rahmen und nicht vor allen Kollegen. Für die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Mitarbeiter und Führungskraft ist es zudem sehr wichtig, dass sich die Führungskraft authentisch verhält, um den Mitarbeitern ein Gefühl dafür zu geben, wie der Vorgesetzte tickt. Außerdem ist das Ermöglichen einer guten Work-Life-Balance wichtig. Der Mitarbeiter sollte nicht daran gemessen werden, ob er immer als erster kommt und als letzter geht. Stattdessen sollten die Mitarbeiter gefördert werden, die anstehenden Themen gewissenhaft zu erledigen.
In welcher Situation hat Sie ein Chef/ eine Chefin beeindruckt?
Als mir der Besuch der BME-eLösungstage im Rahmen meiner studentischen Tätigkeit finanziert wurde. Da habe ich mich wertgeschätzt gefühlt.
Was ist der intelligenteste Satz, den eine Führungskraft zu Ihnen gesagt hat?
Um ehrlich zu sein fällt mir hierzu nicht direkt etwas ein. Selbstverständlich konnte ich von meinen Führungskräften immer sehr viel fachliches Wissen lernen. Auch das ein oder andere rhetorische Vorgehen in Verhandlungen oder bei Konflikten konnte ich mir abschauen. Aber ein einprägsamer intelligenter Satz fällt mir auf die Schnelle nicht ein.
Was muss eine Führungskraft tun, damit Sie bereit sind Leistung zu bringen?
In meinem Job Leistung zu bringen ist für mich selbstverständlich – unabhängig von der Führungskraft. Um jedoch meinen aktuellen Wissensstand zu erweitern, benötige ich Verantwortung für neue Themen. Zusätzlich ist mir die Freiheit wichtig, mich in Seminaren und Fortbildungen weiterzubilden und vor allem auch austauschen zu können. Das Extraengagement, sich auch in der Freizeit mit Themen des Einkaufs zu beschäftigen, sollte von der Führungskraft anerkannt und nicht als selbstverständlich gesehen werden.
Was haben Sie von ihrer jetzigen Führungskraft gelernt? Wobei haben Sie als Young Professionals bei Ihrem Berufseinstieg am meisten Unterstützung benötigt?
Da ich erst seit ein paar Wochen bei Würth Elektronik tätig bin, beziehe ich diese Frage auf meinen vorherigen Arbeitgeber Tsetinis Consulting. Hier habe ich von meiner damaligen Führungskraft gelernt, mich schnell in neue Themengebiete einzuarbeiten und meine Arbeit professionell und exakt durchzuführen. Hierbei konnte ich vor allem zu Beginn, bei Fragen, jederzeit meine Kollegen ansprechen. Gerade bei neuen Themen habe ich am Anfang Unterstützung und Hintergrundwissen zu globalen Zusammenhängen gebraucht.
Wenn eine Führungskraft ein Talent identifiziert, wie sollte sie dieses weiterentwickeln?
Sie sollte direkt auf das Talent zugehen, ihm in einem Gespräch das positive Feedback geben und die Möglichkeiten der Weiterentwicklung vorstellen. Wichtig ist auch, dass abgeklärt wird, ob der Mitarbeiter diesen Weg der Weiterentwicklung und Verantwortung auch mitgehen möchte oder ob er hierfür noch mehr Zeit benötigt. Je nach Charaktertyp kann dies sonst schnell zu Angst und Überforderung führen. Eine offene und transparente Kommunikation auf beiden Seiten ist hierbei entscheidend.
Wie geht eine gute Führungskraft mit „Schlechtleistern“ um?
Auch hier ist meiner Meinung nach eine transparente Kommunikation mit dem betroffenen Mitarbeiter entscheidend. Schlechtleistung kann viele Gründe haben, vielleicht ist derjenige unzufrieden mit der Arbeitsatmosphäre, der Tätigkeit oder hat private Probleme. All dies kann sich nur bei einem offenen Gespräch klären und vor allem lösen lassen. Wichtig ist, dem betroffenen Mitarbeitern Lösungen und Unterstützung aufzuzeigen oder den Karriereweg entsprechend anzupassen.
Wo sehen Sie die häufigsten Fehler von Führungskräften im Umgang mit Ihrer Generation? Was würden Sie sich wünschen?
Meine Generation ist noch geprägt davon mehr leisten zu wollen und beruflich erfolgreich zu sein. Diese Mehrleistung und das Engagement sollte von der Führungskraft entsprechend anerkannt und gefördert werden. Ansonsten stellt sich schnell Frustration ein und man verliert die Lust an der Arbeit und dem Engagement. Wertschätzung und transparente Kommunikation spielt hier eine entscheidende Rolle, um eine vertrauensvolle Arbeit zu ermöglichen.
Was hat eine Führungskraft, was andere nicht haben? Wird man als Führungskraft geboren oder kann man Führung auch erlernen?
Als Führungskraft wird man meiner Meinung nach nicht geboren, hierzu gehört mehr: die entsprechende Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, die Motivation ein Team zu führen und die Mitarbeiter entsprechend weiterentwickeln zu können. Positiv ist allerdings, wenn die Führungskraft bereits eine hohe soziale Intelligenz und Kommunikationsfähigkeit mitbringt.
Eine Führungskraft hat die Fähigkeit ein Team von verschiedensten Charakteren und Mitarbeitertypen zu führen und hierbei auf jeden einzelnen individuell einzugehen und die Entwicklung entsprechend zu planen. Vor allem eine angemessene Kommunikation in Konflikten ist wichtig, um die Zusammenarbeit des Teams zu gewährleisten.
Wo sollten Führungskräfte ansetzen, um im Führen besser zu werden?
Sie sollten offen auf ihre Mitarbeiter zu- und auf deren Interessen möglichst eingehen. Das Engagement von Mitarbeitern sollte anerkannt werden. Teamziele und individuelle Ziele müssen klar formuliert und vor allem kommuniziert werden.
Mein Fazit: Gebt ihnen Freiraum für Ideen und die Möglichkeit, diese auszuprobieren. Eine gelebte Fehlerkultur trägt zu einer besseren Performance bei. Schafft eine offene Arbeitsatmosphäre und geht auch auf die Wünsche der Mitarbeiter ein, zum Beispiel nach mobilem Arbeiten und flexiblen Arbeitszeiten, ein.
Vielen Dank für dieses Gespräch.
Vorstellung Carla Gerlach
Cara Gerlach arbeitet seit September 2020 bei Würth Elektronik im IT-Einkauf. Sie studierte Management und Beschaffungswirtschaft an der Hochschule Heilbronn und hat danach bei Tsetinis Consulting als Analystin in der Einkaufsberatung gearbeitet bevor sie wieder in den Einkauf wechselte.
In ihrer Freizeit trifft man sie sehr wahrscheinlich beim Sport: im Wald auf dem Fahrrad, im Fitnessstudio, beim Outdoor Athletik oder beim Yoga. Ansonsten trifft man sie auf den verschiedensten BME-Events oder bei Freunden mit einem Wein auf der Terrasse bei einem Brett- oder Kartenspiel.
Foto: Marotzke/Weiler, BME e.V.
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