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„Nachhaltiger Holzeinkauf“ - Sophia Adler und Cara Gerlach im Gespräch

Der verantwortungsvolle Umgang mit dem Rohstoff Holz und ein starkes Umweltbewusstsein werden immer wichtiger. Die Integration von nationalen und internationalen Partnern in die Wertschöpfungskette stellt dabei eine große Herausforderung dar.
Veröffentlicht am 29.11.2022

Sophia Adler, Nachfolgerin und Export- & Marketingmanagerin bei der Adler Parkett GmbH im Allgäu, und BME-Bundesvorstandsmitglied Cara Gerlach, Expertin für nachhaltige Lieferantenentwicklung, diskutieren über die Chancen und Herausforderungen im Einkauf des Rohstoffs. Die Fragen stellte BME-JobSource.

Frau Adler, Sie haben eine Passion für handwerklich gefertigte Naturholzböden. Was reizt Sie besonders an diesem Produkt?

Sophia Adler: Zum einen ist es die Schönheit des Rohstoffes Holz, zum anderen die Individualität jeder einzelnen Diele. Jeder Parkettboden ist schon allein wegen des Rohstoffes Holz ein Unikat und gerade bei einer sorgsamen Pflege der Endkunden kann man ein Leben lang Freude an dem Boden haben.

Bitte schildern Sie uns kurz, wie man Holz für Parkettböden einkauft und worauf es zu achten gilt.

Sophia Adler: Für unsere Schlossdielen kaufen wir beispielsweise das Holz direkt in deutschen Wäldern ein. Wir fahren hierzu auf sogenannte Submissionen, die in der Regel jährlich zwischen Dezember und März stattfinden. Bei Submissionen werden die Stämme dann zur Begutachtung von den Forstbetrieben aufgereiht. Wir schauen uns jeden Stamm einzeln an und achten darauf, dass alle Kriterien für unsere hochwertige Produktion erfüllt sind. Leider hat man keinen Laser-Blick für das Innere des Baumstammes, weshalb es ein wirklich jahrelang geschultes Auge benötigt, um den Wert des Stammes einzuschätzen. Mein Vater hat sich hier über die letzten Jahrzehnte ein großes Wissen auch durch seinen Onkel aneignen können – dieses Wissen wird nun wieder an mich als dritte tätige Generation weitergegeben. Die Schwierigkeit bei Submissionen liegt vor allem in der fehlenden Preisorientierung. Die für uns interessanten Baumstämme werden in Form einer blinden Auktion angeboten. Aus diesem Grund erfahren wir erst Wochen später, ob der Holzeinkauf bei der Submission für uns geglückt ist. Manchmal sind es minimale Beträge, die den Ausschlag geben.  

Frau Adler, wie und wo kaufen Sie für die Herstellung Ihrer Produkte das Material ein? Wer sind die klassischen Holzlieferanten und was unterscheidet sie (Staatswald, Privatwald etc.)?

Sophia Adler: Wir beziehen für die Herstellung ausschließlich Produkte von Lieferanten im Umkreis von Europa. Zu unseren Lieferanten haben wir eine teilweise jahrzehntelange enge Partnerschaft, die wir sehr schätzen und auch pflegen. Der enge Kontakt und die nicht zu weiten Lieferwege sind uns besonders wichtig.

Holz ist ein Grundrohstoff für Parkettböden. Mit welchen Holzarten werden Parkettböden hergestellt? Unterscheiden Sie zwischen Holz aus durchforsteten Gebieten und anderen?

Sophia Adler: Wir haben die verschiedensten Holzarten im Sortiment. Speziell Eiche ist eine der Trendarten in den letzten Jahren. Tatsächlich wird aber auch Esche als heimisches Holz wieder interessanter. Leider machen sich speziell beim Rundholzeinkauf in den Wäldern schon Anzeichen des Klimawandels bemerkbar. Der Rohstoff, so wie wir ihn benötigen, wird immer seltener. Gerade bei unseren Schlossdielen, die auch mal elf Meter lang sein können, ist es wichtig, eine gewisse Länge im Stamm zu haben. Zudem sind auch zu viele Äste und ein krummer Wuchs störend bei der Verarbeitung des Stammes zu Parkettlamellen. Daher ist es wichtig, dass die Stämme gesund wachsen können. Gerade staatliche Forstbetriebe wissen genau, worauf sie hier achten müssen, bei Privatwäldern schwankt die Qualität etwas. Spannenderweise weisen unterschiedliche Wuchsgebiete aufgrund beispielsweise der Mineralien in der Erde andersgeartete Ergebnisse im Holz auf. Das macht es gerade so spannend, Rundholz einzukaufen – jeder Stamm ist anders.  

Was sind die größten Herausforderungen, die Sie gerade bzgl. der Lieferschwierigkeiten meistern müssen?

Sophia Adler: Gerade in der letzten Saison war es herausfordernd, aufgrund der Preissprünge im Holz in die ersten Submissionen zu gehen. Je nach Holzart gab es im Rundholzeinkauf Preissteigerungen zwischen 30 und 40 Prozent. So eine spannende Saison haben wir bis jetzt noch nie erlebt!

Frau Gerlach, worauf sollten Unternehmen beim nachhaltigen Holzeinkauf besonders achten? Welche Nachhaltigkeitskriterien gelten beim Holzeinkauf?

Cara Gerlach: Wichtig ist es, sich an den Herkunftsnachweisen anerkannter Zertifikate (z.B. FSC & PEFC) zu orientieren. Dadurch vermeidet man den Einkauf von illegal geschlagenem Holz aus unklaren Quellen und schützt so u.a. auch Tropenwälder. Zudem ist es wichtig, auf die Regionalität des Holzes zu achten und Holz aus heimischen Wäldern zu bevorzugen. Hiermit werden die Transportwege verkürzt und weniger Transportemissionen ausgestoßen. Zudem unterstützt man die regionale Wirtschaft und hat es einfacher, eine transparente Lieferkette zu erreichen. Auch das Hinterfragen der Holzart (z.B. Tropenholz) im Fachbereich kann eine Möglichkeit sein, auf eine nachhaltigere regionale Holzart umzusteigen. Zudem kann das Abfragen der sozialen Bedingungen der Abholzung abgeprüft werden. Die Abholzung ist eine körperliche und gefährliche Arbeit. Hier gilt es zu überprüfen, ob Arbeitsschutzthemen eingehalten werden.

Wie wichtig sind PEFC- und FSC-Holzzertifikate und der Einkauf aus naturnahen und nachhaltig bewirtschafteten Wäldern?

Cara Gerlach: Die Siegel sind für den Einkauf elementar, um Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung identifizieren zu können. Durch die Siegel wird u.a. garantiert, dass nur so viel Holz geerntet wurde, wie auch wieder nachwächst, der Waldbesitzer zukunftsfähige klimastabile Wälder fördert und auch Biotope erhält. Auch bei der Ernte müssen Schäden an den Wäldern vermieden werden. Daneben sind die sozialen Bedingungen der Abholzung wichtig. Dazu zählen der Arbeitsschutz der Waldarbeitenden, die Einhaltung der Arbeitnehmerrechte und faire Bezahlung. In Deutschland sind beispielsweise nur 13 Prozent der Waldfläche FSC-zertifiziert.

Wir bedanken uns für das Interview.

Sophia Adler
Nach dem BWL-Studium stieg Sophia Adler direkt als 3. Generation in den Familienbetrieb Adler Parkett GmbH im Allgäu ein. Seitdem ist sie für die unterschiedlichsten Bereiche verantwortlich wie das Exportmanagement, die Endkundenabwicklung und auch das Marketing. Vor allem wurde sie von ihrem Vater in die wichtigsten Prozesse eingelernt, so auch in den Bereichen Materialwirtschaft und Beschaffung.

Cara Gerlach
Cara Gerlach arbeitet seit Oktober 2021 bei der Union Investment im Strategischen Einkauf und ist für das Thema nachhaltige Lieferantenentwicklung und Nachhaltigkeit im Einkauf zuständig. Zuvor studierte sie „Management und Beschaffungswirtschaft“ in Schwäbisch Hall. Cara Gerlach engagiert sich ehrenamtlich im Bundesvorstand des BME e.V. für die Themen Young Professionals und Nachhaltigkeit im Einkauf.

Quelle Bilder im Text: Cara Gerlach und Sophia Adler
Quelle Vorschaubild: Pixabay

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