You are here

"Der Einkauf ist eine sehr spannende Tätigkeit"

Oliver Wüst leitet den Bereich Einkauf bei WALTHER-WERKE Ferdinand Walther GmbH. Wir befragten Herrn Wüst zu seiner Karrierelaufbahn und über Herausforderungen und Hürden im Einkauf.
Veröffentlicht am 08.04.2021
Herr Wüst, bitte skizzieren Sie uns kurz Ihren beruflichen Werdegang.

Nach meinem Abschluss 1993 habe ich anfangs im Bereich Vertrieb und Marketing gearbeitet. 2006 erhielt ich das Angebot, bei einem großen Handelsverband in den Bereich Einkauf zu wechseln. Heute bin ich Einkaufsleiter bei WALTHER-WERKE Ferdinand Walther GmbH.

Was bedeutet Einkauf für Sie?

Einkauf bedeutet für mich eine spannende Tätigkeit, bei der man mit ganz vielen unterschiedlichen Personen tagtäglich in Kontakt ist. Man trägt viel Verantwortung, wenn man bereit ist, diese zu übernehmen. Außerdem gibt es viel Gestaltungsspielraum und somit trägt man auch nachhaltig zum Erfolg und zur Existenzsicherung des Unternehmens bei.

Welche Erfahrung war für Sie besonders prägend? 

Die Erfahrung, dass der Erfolg nur mit einem sehr gut abgestimmten Team möglich ist. Das gilt sowohl für den Vertrieb als auch für den Einkauf. Nur so kann gemeinsam viel erreicht und können auch Erfolge erzielt werden. Der Erfolg ist immer auch das Ergebnis einer Strategie d.h. einer Vorstellung dessen, was notwendig ist und der Erfahrung, das umzusetzen.

Bitte schildern Sie uns kurz die größten Herausforderungen, die Sie im Bereich Einkauf meistern mussten.

Zum einen war das der Aufbau einer Einkaufsorganisation, die den Anforderungen eines modernen Industrieunternehmens gerecht wird. Hierbei ist es nicht gerade einfach eine moderne Organisation aufzubauen, die mit den Entwicklungen einer globalisierten Welt Schritt halten kann. Die nächste große Aufgabe ist die Wissensgenerierung und der Transfer, dieses Wissen in die eigene Tätigkeit einzubringen.  An dieser Stelle muss ich dem BME ein großes Lob aussprechen. Ohne unsere Mitgliedschaft und unsere aktive Teilnahme beim BME wären wir im Einkauf heute nicht da, wo wir jetzt stehen. Gerade im Bereich Einkauf werden viele neue Tools, Softwaren und Konzepte entwickelt. Darauf muss extrem geachtet werden, damit man auf dem Laufenden bleibt. Eine große Herausforderung ist auch, das Wissen in das eigene Team einzubringen. Natürlich ist es auch im Hinblick auf die Corona-Krise wichtig und schwer, die Lieferketten aufrecht zu erhalten.

Worauf sind Sie während Ihrer Karriere als Einkaufsleiter besonders stolz?

Ganz klar auf mein Team! Ich bin sehr stolz darauf, dass es uns gelingt Transformationsprozesse im Bereich der Einkaufsorganisation umzusetzen. Das hätte ich nie ohne mein Team geschafft. Außerdem bin ich stolz darauf, gewisse Erwartungen des Managements mehr als zu erfüllen.

Welche Voraussetzungen sollten ein junger Einkäufer unbedingt mitbringen?

Ich persönlich habe ein Leitbild, das beschreibt, was für mich sehr wichtig ist und was ich von meinen Mitarbeitern erwarte. Das ist der sogenannte „Unternehmer im Unternehmen“. Der Einkäufer soll sich so verhalten, als wäre es sein eigenes Unternehmen. Er muss in der Lage sein, sich mit ganz vielen unterschiedlichen Personen und unterschiedlichen Kulturen zu vernetzen und zu kommunizieren. Dabei sollten die Interessen und Erwartungen des Unternehmens berücksichtigt werden. Außerdem muss er in der Lage sein, seinen Arbeitsbereich eigenverantwortlich zu organisieren, wichtige Prioritäten zu setzen, neugierig zu sein, und sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen. Der Mitarbeiter sollte ein gewisses Grundverständnis dafür haben, was der Lieferant liefert. Der gute Einkäufer versteht sein Handwerk und das was er einkauft. Wenn er zusätzlich noch das Verständnis hat, was der Lieferant verkauft, ist das umso besser.

Was macht einen guten Einkaufsleiter heute aus?

Ein Einkaufsleiter sollte Motivationsfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit und eine klare Version haben. All das sollte er vorleben können. Zudem sollte er die Fähigkeit haben, sich in einer rasant verändernden Arbeitswelt weiterzuentwickeln, die eigene Organisation an sich daraus ergebene Anforderungen anzupassen und dieses auch ins Team zu transportieren. Die Teammitglieder müssen entsprechend mitgenommen werden.

Herr Wüst, streben Sie in der Zukunft noch weitere berufliche Ziele an, über die Sie uns kurz berichten können?

Supply Chain Management ist ein Thema, das für den Einkauf immer interessant ist, bei dem man über den eigenen Tellerrand hinausblickt in vor- und nachgelagerte Prozesse. Damit auch noch stärker zum Unternehmenserfolg beizutragen und Prozesse schlanker und effizienter zu gestalten, wäre sicherlich noch ein Anspruch für die Zukunft.

Welchen Rat können Sie angehenden jungen Einkäufern mit auf den Weg geben?

Sie sollten erstmal eine Ausbildung abschließen, die in ein technisches Umfeld geht. Meine Empfehlung wäre hier ein Studium der Wirtschaftsingenieurwissenschaften, weil dort eine gute Kombination aus dem technischen und kaufmännischen Bereich vermittelt wird. Da die technischen Anforderungen im Einkauf immer größer werden, ist eine technische Grundausbildung von Vorteil. Ich denke, dass jemand der zu Beginn der Ausbildung klare Vorstellungen hat, wo er hinwill, auch seinen Weg gehen wird. Ich kann nur empfehlen, möglichst viele Praxiserfahrungen zu sammeln und im Ausland zu arbeiten, um interkulturelle Kompetenz zu erlernen.  

Warum raten Sie Studierenden, die ebenfalls in den Bereich Einkauf gehen möchten, ein aktives Mitglied im BME zu werden?

Einerseits sind der Austausch und die Vernetzung mit Gleichgesinnten beim BME sehr wertvoll, weil andere Unternehmen vergleichbarer Größe unter Umständen in ihrer Entwicklung deutlich weiter sind und man somit von ihrer Erfahrung profitieren kann. Außerdem kann man von dem einen Unternehmen aus guten Erfahrungen und von dem anderen Unternehmen aus schlechten Erfahrungen lernen. Ein weiterer Aspekt ist, dass aus einer Gemeinschaft Stärke entsteht. Dieses Gemeinschaftsgefühl bekommt man im BME unter anderem durch den Wissenserwerb in den Fachgruppen, Lehrgängen und Seminaren der BME-Akademie.  

Wir bedanken uns für das Interview.

Oliver Wüst
WALTHER-WERKE Ferdinand Walther GmbH
Einkaufsleiter

 Foto: Oliver Wüst

 

Das könnte Sie auch noch interessieren:

Finden Sie Ihren neuen Job im Einkauf

Melden Sie sich für den Newsletter an