Barbara Frenkel

Im Zuge der Porträtreihe „Women in Procurement & Supply Chain" gibt Barbara Frenkel, Mitglied des Vorstands für Beschaffung der Porsche AG im folgenden Interview Einblicke in ihren Werdegang.
Veröffentlicht am 23.01.2025

Position: Mitglied des Vorstands für Beschaffung der Porsche AG 
Unternehmen: Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG

Kurzprofil:  
Barbara Frenkel ist seit August 2021 Mitglied des Vorstands für Beschaffung der Porsche AG. Die gebürtige Oberfränkin blickt bei dem Sportwagenhersteller auf eine über 20-jährige Managementkarriere in verschiedenen Führungspositionen zurück. Zuletzt verantwortete sie den Vertrieb für die Region Europa. Vor ihrem Wechsel zu Porsche 2001 war die studierte Chemikerin und Kautschuktechnikerin bei verschiedenen Automobilzulieferern in unterschiedlichen Funktionen tätig. 

Was würden Sie Frauen, die in Einkauf und Supply Chain erfolgreich sein wollen, gern mit auf den Weg geben? 

Die Beschaffung in der Automobilbranche hat sich deutlich weiterentwickelt und es sind viele neue Aufgabenprofile entstanden. Neben den klassischen Einkaufstätigkeiten gibt es Expertinnen für Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Datenanalyse, Risikomanagement und mehr. Die Beschaffung arbeitet mit allen Unternehmensbereichen zusammen und ist in alle Phasen des Produktzyklus involviert – und deshalb kann ich es nur als Arbeitsgebiet mit vielen Entwicklungsmöglichkeiten empfehlen. Der Kontakt mit internationalen Partnern führt dazu, dass man sich neben den Fachthemen auch mit unterschiedlichen Kulturen auseinandersetzen muss. Zusätzlich geht es auch um geopolitische und regulatorische Entscheidungen. Das ist bereichernd und spannend. 

Daher sind für eine erfolgreiche Karriere neben einer guten kaufmännischen Ausbildung immer auch ein technisches Verständnis wichtig, dazu unternehmerisches Denken, interkulturelle Kompetenz und eine hohe Stressresilienz. Ich achte bei der Auswahl meiner Mitarbeitenden auch auf ihr Wertesystem und auf ihre persönliche Einstellung. Jede Karriere ist individuell. Ich habe zum Beispiel nie an den nächsten Schritt gedacht. Stattdessen habe ich immer versucht, mein Bestes zu geben und die Extrameile zu gehen.  

Am Ende sind für mich drei Dinge entscheidend. Erstens: Engagement und Leidenschaft im Job. Leiste also mehr, als erwartet wird. Zweitens: Sei sichtbar. Beteilige dich an Arbeitsgruppen, die an strategischen Themen arbeiten. Präsentiere Ergebnisse und werde im Unternehmen bekannt. Drittens: Nimm dich selbst nicht zu wichtig. Mannschaftsleistung zählt. Einzelkämpfer können stark sein, aber gemeinsam sind wir unschlagbar. 

Welche Hürden und Herausforderungen sind Ihnen im Laufe Ihrer Karriere begegnet? 

Ich war im Laufe meiner Karriere für verschiedene Arbeitgeber aus unterschiedlichen Kulturkreisen tätig und habe sowohl in der Entwicklung, Produktion, Qualität, Beschaffung und Vertrieb in verschiedenen Managementfunktionen gearbeitet. Jeder Wechsel war eine Herausforderung, weil ich häufig in kaltes Wasser gesprungen bin. Durch diese Wechsel habe ich viel gelernt, habe vor allem meine Stärken erkannt und diese kontinuierlich ausgebaut. Diese Vielseitigkeit und meine Fähigkeit, mich in kurzer Zeit schnell und erfolgreich in neuen Funktionen zurechtzufinden, helfen mir enorm im Alltag. Dadurch durchdringe ich Probleme ganzheitlich, kann Menschen entsprechend einbinden und diverse Teams zum Erfolg zu führen. Diese Erfahrungen gebe ich gern an junge Nachwuchskräfte weiter und ermutige sie, Herausforderungen beherzt und mit Zuversicht anzugehen und gute Führungskräfte zu werden.

Welches sind Ihre unverzichtbaren Bestandteile für den beruflichen Erfolg?

Leistung, hervorragende Ergebnisse, Teamfähigkeit, Mut, Resilienz und die Bereitschaft für die berühmte Extrameile. 

Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach Mentoring und Netzwerken für den beruflichen Aufstieg von Frauen, und wie unterstützen Sie diese Aktivitäten? 

Mentoren können wertvolle Einblicke und Ratschläge geben – basierend auf ihren eigenen beruflichen Erfahrungen. Durch ehrliches Feedback und Ermutigung helfen Mentoren dabei, das Selbstbewusstsein zu stärken und Führungskompetenzen weiterzuentwickeln. Berufliche Netzwerke ermöglichen es Frauen, wertvolle Kontakte zu knüpfen. Diese Kontakte können auch zu neuen beruflichen Chancen führen. Netzwerke und Mentoren bieten Frauen Zugang zu Ressourcen und Informationen, die für den beruflichen Erfolg entscheidend sein können. Sie können inspirieren und zeigen, dass beruflicher Aufstieg möglich ist.  

Was war bisher ihr größter (beruflicher) Erfolg? 

Die Automobilindustrie befindet sich in einer tiefgreifenden Transformation. Hinzu kommen herausfordernde Rahmenbedingungen wie Corona, Kriege, Umweltkatastrophen und zunehmende Regulatorik. All dies hat Auswirkungen auf die Rolle der Beschaffung und die Zusammenarbeit mit den Lieferanten. Wir haben darauf reagiert. Mein Team und ich haben in den vergangenen drei Jahren neue Prozesse und Standards eingeführt. Diese ermöglichen es uns, sowohl Innovationen unserer Partner schneller ins Unternehmen zu holen als auch Risiken besser zu managen. Dafür haben wir unsere Mannschaft neu aufgestellt, KI in der Beschaffung etabliert und eine ambitionierte ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie als wesentliche Voraussetzung für unsere Lieferanten eingeführt. Dabei macht mich eines besonders stolz: Trotz der hohen Veränderungsgeschwindigkeit ist meine Mannschaft höchstmotiviert und wir haben ein sehr positives und inspirierendes Arbeitsklima und Miteinander. Daraus schöpfe ich meine Energie und komme jeden Tag mit bester Laune gern ins Büro – allen Herausforderungen zum Trotz! 

Foto: Barbara Frenkel

 

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