Cara Gerlach
Position: Managerin Procurement Execellence
Unternehmen: Union Investment
Kurzprofil:
Seit Oktober 2021 arbeite ich bei Union Investment und bin dort für das Thema Nachhaltigkeit im Einkauf zuständig. Seit Februar 2021 bin ich Mitglied im BME-Bundesvorstand. Davor war ich als IT-Einkäuferin bei der Würth Elektronik eiSoS Group tätig und habe Erfahrungen als Analystin bei Tsetinis Consulting gesammelt. Meine akademische Laufbahn umfasst ein Studium in Management und Beschaffungswirtschaft. Um meine Expertise im nachhaltigen Einkauf zu erweitern, habe ich zudem Fortbildungen als Sustainable Procurement Professional (Jaro) und Sustainability Managerin (Haufe) absolviert. In meiner Freizeit bin ich gern aktiv mit Freunden unterwegs und bin begeisterte Brett- und Kartenspielerin. Ich engagiere mich gern in Netzwerken und tausche mich mit anderen Fachleuten aus. Außerdem liebe ich die Ruhe und Natur in den Bergen und finde beim Fasten und Wandern die nötige Auszeit.
Was hat Sie in den Einkauf geführt?
So verrückt es klingt, der EHEC-Ausbruch und die Entscheidung, meine Seminararbeit fürs Abitur darüber zu schreiben. Dabei ging es unumgänglich auch um die Einkaufsaktivitäten, die im Zuge der Globalisierung immer komplexer wurden. Das hat mich so interessiert, dass ich wusste, dass ich nach meinem Abitur in dieser Richtung studieren und danach arbeiten möchte. Zudem war mir im Privaten schon immer wichtig, die Herkunft meiner Produkte und die dazugehörigen Produktionsbedingungen zu kennen sowie möglichst nachhaltige Produkte zu kaufen. Dies auch in den beruflichen Kontext zu übertragen, war daher naheliegend, sodass ich seit 2021 bei Union Investment für Nachhaltigkeit im Einkauf und nachhaltige Lieferantenentwicklung zuständig bin.
Grundsätzlich ist der Einkauf ein dynamisches und vielseitiges Feld, das je nach Branche und Warengruppe sowie Tätigkeitsfeld die verschiedensten Aufgabeninhalte ermöglicht: strategisch, operativ, analytisch, technisch, … Für Abwechslung kann man in der Karriere im Einkauf immer Sorgen.
Empowerment passiert durch Begegnungen. Gibt es bestimmte Vorbilder oder Inspirationsquellen, die Sie persönlich beeinflusst haben?
Den persönlichen offenen und ehrlichen Austausch in Netzwerken oder Netzwerkveranstaltungen finde ich enorm wertschöpfend und inspirierend. Dabei hat man die Chance, tolle neue Kontakte zu knüpfen, Inspirationen und andere Herangehensweisen kennenzulernen sowie auch offen über „lessons learned“ zu sprechen. Ich komme nach solchen Events immer mit vielen neuen Ideen zurück in den Arbeitsalltag, und aus einigen Netzwerkkontakten sind sogar mittlerweile Freundschaften entstanden.
Vorbilder gibt es viele für die verschiedensten Bereiche, aber mein Vater hat mich vor allem in meiner grundlegenden Denkweise geprägt. Sein Motto „Einfach mal machen, könnte ja gut werden“ hat mich stets begleitet. Er ermutigte mich dazu, Dinge anzupacken, auch wenn sie auf den ersten Blick unmöglich erschienen und Durchhaltevermögen benötigen. Beispielsweise ist Wandern in anstrengenden Passagen oft unangenehm und macht wenig Spaß. Doch genau das ist es, was den Sport so wertvoll macht: durchbeißen und mutig weitergehen – auch wenn ungeplant Umwege notwendig werden. Die Belohnung, wenn man schließlich den Gipfel erreicht hat, ist unbeschreiblich. Der wundervolle Ausblick und natürlich auch eine leckere Brotzeit auf der Alm machen die Mühe mehr als wett. Der Bezug zum Berufsleben ist offensichtlich: Ohne Ausdauer, Durchhaltevermögen und den Willen, sich durch Rückschläge nicht vom Weg abbringen zu lassen, käme man nicht weit. Auch hier zählt der Moment, in dem man erkennt, dass sich all die Anstrengung gelohnt und man ein Ziel erreicht hat. Die Freude an der eigenen Arbeit und dem eigenen Wirken ist dabei von zentraler Bedeutung.
Welche besonderen Herausforderungen haben Sie als Frau in der Beschaffungsbranche erlebt, und wie haben Sie diese gemeistert?
Als junge Frau in der Beschaffungsbranche habe ich (auch in der heutigen Zeit) einige Herausforderungen erlebt. Zum einen gibt es immer noch Stereotype und Vorurteile gegenüber Frauen in Verhandlungspositionen, insbesondere im Bereich des Einkaufs, der als traditionell männliches Terrain angesehen wird. Es war wichtig für mich, diese Vorurteile zu ignorieren und mein Fachwissen und meine Fähigkeiten zu beweisen. Eine schöne Entwicklung ist zudem, dass man auch immer mehr Frauen auf Kongressen wahrnimmt und die Vernetzung durch „Frauen-Events“ tolle Kontakte ermöglicht.
Im Small-Talk-Bereich musste ich mich am Anfang noch mit männlichen Themen wie Fußball, Golf, Segeln zurechtfinden; man erweitert dadurch aber auch sein Wissen in fremden Themengebieten. Ganz persönlich habe ich es selbst schon erlebt, dass in Bewerbungsgesprächen das Thema Familienplanung direkt oder indirekt (der Kreativität an Formulierungen sind hierbei keine Grenzen gesetzt) angesprochen wird, was ich sehr übergriffig finde, da man nie weiß, wie sensibel dieses Thema für die Frau ist. Es macht mich wütend, dass diese Ungleichbehandlung immer noch existiert und dass ein Umdenken noch nicht durchgängig stattgefunden hat.
Welche Ratschläge würden Sie jungen Frauen geben, die eine Karriere im Einkauf anstreben, und welche Ressourcen sollten sie nutzen?
Ihre Fähigkeiten, Interessen und Stärken zu entwickeln, sich dieser bewusst sein und sich kontinuierlich weiterzubilden. Es ist wichtig, sich ein gutes Netzwerk aufzubauen, um von Kolleginnen und Kollegen zu lernen. Mein Netzwerk und der dort stattfindende direkte und offene Erfahrungsaustausch haben mir bisher am meisten geholfen. Diese Tipps gelten natürlich nicht nur für junge Frauen, sondern für alle, die in das tolle Berufsbild Einkauf wechseln wollen.
Wie können Unternehmen Ihrer Meinung nach eine inklusive Kultur fördern, die Frauen im Einkauf unterstützt?
Um eine inklusive Kultur zu fördern, sollten Unternehmen Diversität und Chancengleichheit aktiv fördern. Sie sollten offene Kommunikation und Transparenz unterstützen, um Frauen im Einkauf zu ermutigen und zu fördern. Es ist wichtig, dass Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen und Mentoring- und Netzwerkprogramme anbieten, die den beruflichen Aufstieg von Frauen unterstützen. Zudem ist es wichtig, spezifische Weiterbildungen anzubieten, die den unterschiedlichen Skill-Sets gerecht werden und diese individuell fördern. Auch die Flexibilisierung der Arbeitsbedingungen – sei es Arbeitsort oder -zeiten, um verschiedene Lebensabschnitte mit der Tätigkeit vereinbar zu machen – hilft, das Berufsbild attraktiver zu gestalten.
Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach Mentoring und Netzwerken für den beruflichen Aufstieg von Frauen, und wie unterstützen Sie diese Aktivitäten?
Mentoring und Netzwerken sind meiner Meinung nach wichtig für den beruflichen Aufstieg von Frauen. Ein Mentor kann wertvolle Erfahrungen und Ratschläge bieten, während Netzwerke Möglichkeiten zur Zusammenarbeit und zum Austausch von Informationen bieten. Ich persönlich unterstütze diese Aktivitäten, indem ich mich aktiv in Netzwerken engagiere, Ressourcen und Informationen teile und jungen Frauen durch mein Engagement im BME entsprechende Formate biete.
Welche Werte spielen in Ihrem Leben eine große Rolle?
In meinem Leben spielen Werte wie Optimismus, Nachhaltigkeit und Mut eine große Rolle. Mut ist wichtig, um neue Wege zu gehen, Herausforderungen zu meistern und seine Ziele zu erreichen. Dabei immer optimistisch zu bleiben und die Freude nicht zu verlieren, macht einem die Arbeit leichter.
Foto: Cara Gerlach
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Bei Fragen steht unsere Kollegin Lu-Sophie Höflein (lu-sophie.hoeflein@bme.de) gerne zur Verfügung.